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Januar-Februar 2019

„Flughafen Istanbul“ in Betrieb

 

Für deutsche Großbau-herren ist es fast tröstlich: auch der neue Flughafen Istanbul hat Probleme mit geplanten Terminen und Kosten. Immerhin konnte er pünktlich zum Jahrestag der Republik am 29. Oktober 2018 eröffnet werden. Allerdings nur teilweise und mit sehr hartem Arbeitseinsatz. So wurde uns ein Besuch der Baustelle im September 2017 nicht erlaubt.

 

Der Flughafen Istanbul, türkisch Istanbul Havalimani, liegt am Schwarzen Meer 58 km nordwestlich von Fatih. Er wird Sitz von Turkish Airlines und soll mittelfristig den überlasteten Flughafen Istanbul Atatürk ersetzen. Ein türkisches Bau-Konsortium baut und betreibt die Anlage. Der Staat verlangt Miete für das Land und garantiert Mindestzahlen von Passagieren. Die Bauplanung enthält in der ersten Etappe das Terminal 1 - als zweitgrößtes der Welt - mit drei Start- und Landebahnen. Das entfernteste Gate ist 2 km vom Eingang entfernt. Ende 2022 sollen die vierte Bahn und 2025 die fünfte sowie ein zweites Terminal fertig sein. Mit der sechsten Bahn sollen 2027 bis zu 200 Mio Passagiere im Jahr abgefertigt werden können. Der Flughafen Frankfurt leistet derzeit 70 Mio.

 

Der neue Flughafen bietet seit dem 10. Januar 2019 täglich je eine Verbindung zu rund zehn Zielen, darunter Frankfurt und München. Die übrigen Flüge zu diesen Zielen star-ten noch vom Flug-hafen Istanbul-Ata-türk. Die Autobah-nen und die dritte Bosporusbrücke sind fertig. Eine Metro-Station soll Ende 2019 folgen.

 

Neue Mitglieder, neue Aufgaben

Nach schlechten Nachrichten aus der Türkei, verliert die Partnerschaft manchmal Mitglieder. Gleichzeitig gewinnt sie zum Glück auch neue, oft nach dem Motto „jetzt erst recht“. So freuen wir uns über Eintritte wie die des früheren Theaterintendanten Manfred Beilharz, der Stadtverordneten und stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturbeirats Dorothea Angor, des Leiters des Hofguts Georgenthal Cem Yoldas und des Marketiers Andreas Rolle. Die Zahl der Mitglieder zum Jahresende können wir seit Jahren über 80 halten.

 

Wir bedauern aber sehr, dass unser Mitglied Ahmet Hamko aus persönlichen Gründen austritt und sein Amt als Schatzmeister niederlegt. Seine langjährige und loyale Arbeit verdient herzlichen Dank. Es ist uns gelungen, unser Mitglied Abdül Akpinar als geeigneten Kandidaten für die Nachfolge zu gewinnen. Wir bitten unsere Mitglieder, seine Wahl in den Vorstand am 27.2.2019 zu unterstützen.

 

Pininfarinas Kontrollturm bildet eine Tulpe nach, ein Symbol Istanbuls

Istanbuls drei Flughäfen

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Bad News

Um die auf der Biennale „Bad News“ am 28. August 2018 gezeigte Erdogan-Statue wird es nicht ruhig. Der Wiesbaden-Kenner Ahmad Mansour hält sie für ein Beispiel dafür, „was in den letzten Jahrzehnten schief gelaufen ist.“ Eine Aufnahme der Statue von Arne Dedert, dpa Frankfurt, wurde Pressefoto Hessen-Thüringen des Jahres 2018. Die schlimmsten bad news aber waren, dass die Kuratorin der Biennale, Maria Magdalena Ludewig am 31. Dezember 2018 auf Fuerteventura tödlich verunglückte. Wir bedauern einen großen Verlust!

Doch damit kein Ende: Beim „Talk im Foyer“ am 22. Januar 2019 stritten der Intendant des Staatstheaters Uwe Eric Laufenberg und der Chefredakteur der Lokalzeitungen Stefan Schröder darüber, was Kunst darf und was nicht. Zum Projekt Erdogan-Statue kritisierte Schröder fehlende Erklärungen und Abschätzungen der Folgen. Laufenberg meinte, Kunst brauche keine Erklärung und habe außer dem Grundgesetz keine Grenzen.

Frankfurter Rundschau zur Partnerschaft

In einem Artikel über Frankfurter Städtepartnerschaften berichtete das Blatt am 7.1.2019:

Der Putschversuch in der Türkei und die Verfolgung regimekritischer Personen geht an der 2012 gegründeten Städtepartnerschaft Wiesbadens mit dem Istanbuler Stadtteil Fatih nicht spurlos vorbei. ,,Die deutschen Eltern erlauben ihren Kindern die Reisen in die Türkei nicht mehr; auch die anderen Reisegruppen nach Fatih sind kleiner als früher", stellt ThiIo Tilemann, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, fest. Dafür sei das Interesse von türkischer Seite an Besuchen in Wiesbaden gestiegen. Erst kürzlich weilten ein Mädchenchor und eine Gruppe Volleyballspieler in der Landes-hauptstadt. Allerdings hätte auch eine Berufsschule die Teilnahme am Schüleraustausch wohl aus politischen Gründen abgesagt. Dafür habe der Verein jedoch zwei weitere Gymrnasien gewinnen können. Fatih ist die historische Altstadt auf dem europäischen Kontinent.

 

Tilemann bemerkt zudem ,,ein großes Schweigen zur Politik". Die türkischen Freunde würden es vermeiden, über Politik zu sprechen. Auf den offiziellen Empfängen machten die deutschen Verant-wortlichen für die Verschwisterung jedoch immer deutlich, dass Menschenrechte und Demokratie unverzichtbare Werte seien. Zudem würden sie ausdrücklich um die Anwesenheit der oppositionellen Politiker bitten, dem auch stattgegeben werde. „Die AKP-Leute akzeptieren das", sagt Tilemann. Die Stadtpolitik Istanbuls unterstütze die Partnerschaft ausdrücklich. Es gebe auch keine Versuche, die Wiesbadener Freunde von ihrer Sicht auf die Politik zu überzeugen.

 

"Die Partnerschaft läuft und lebt, auch trotz der politischen Schwierigkeiten". resümiert Tilemann. … Für 2019 seien wieder einige Treffen geplant, darunter auch ein Poesiefestival in Fatih.                  mre

 

Kurz notiert in Wiesbaden

18. Türkisches Filmfestival Frankfurt

Vom 13. bis 19. Oktober ließ Hüseyin Sitki wieder über 100 türkische und internationale Filme aufführen. Das Programmheft gestaltete unser Vorstandsmitglied Kücük-von Gruene-waldt. Der Vorstand war zur Eröffnung und zur Preisverleihung eingeladen. Die gut besuchten Aufführungen schließen inzwischen auch Nachbarstädte von Frankfurt ein.

 

Stadtbilder von Rom und Istanbul

Am 27. November luden die Volkshochschule und die Partnerschaft den Wiesbadener Architekten und unser Vorstandsmitglied Hans-Peter Gresser zu einem gut besuchten Vortrag ein. Er zeigte den Einfluss der Rituale des Christentums und des Islams auf die Struktur von Kirchen und Moscheen mit Auswirkung auf die Stadtbilder von Rom und Istanbul.

 

Türkische Stücke im Staatstheater

Die Diskussion um Angebote des Staatstheaters Wiesbaden für türkische Migranten trug Früchte. Am 9. Dezember führte das Tiyatro Frankfurt im kleinen Haus „Ist schon okay - Üstü kalsin“ von Zeynep Yildiz auf. Dem folgte am 29. Dezember der herrliche Integrations-Albtraum der deutschen Ghettobraut Idil Baydar als Jilet Ayse. Das Haus war bei beiden Terminen gut gefüllt.

 

 

Ensemble des Tiyatro mit Intendant Laufenberg (4.v.l.)

und Vizepräsidentin (5.v.l.)

Kurz notiert in Istanbul

Neue Skulptur von Nilhan Sesalan

Unsere Freundin Nilhan ist in Wiesbaden seit dem

Kunstsommer 2014 auch durch ihre Skulptur „Alle

Wasser der Welt vereinen sich“ auf dem Platz der

Deutschen Einheit bekannt. Im November 2018

 stellte sie in Bursa eine neue Großskulptur fertig (Foto). Das Werk mit dem Titel „Heimat“ zeigt ein Vogelhaus, türkisch Kus Evi.

 

Kalender 2019 mit unserer Partnerschaft

Die Deutsche Botschaft in Ankara hatte eine gute Idee für die Völkerverständigung. In einem Tischkalender präsentiert sie im Jahr 2019 deutsch-türkische Städtepartnerschaften. Wir freuen uns über unsere Aufnahme mit Fotos von Fatih und Wiesbaden und danken Nurcan Özköklü vom Kulturreferat der Botschaft herzlich.

 

Neue Staatskirche in Fatih bestätigt

Der Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel überreichte als Primus inter Pares der Orthodoxie am 6. Januar den Erlass zur Eigenständigkeit der Orthodoxen Kirche der Ukraine an den neuen Metropoliten Epiphanius. Die Kirche war gegen Protest aus Moskau im November 2018 in Kiew gegründet worden. Die Aktion erfolgte zum orthodoxen

Weihnachtsfest in der Kirche St. Georg im Fener-Viertel von Fatih. Auch der ukrainische Präsident Poroschenko nahm teil.

Buchtipps

Bettany Hughes: Istanbul,

die Biographie einer Weltstadt. Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Kotta-Verlag, Stuttgart 2018, 928 Seiten, 35 €

(Anmerkung: Den Titel nennen wir nicht wegen der furchtbar vielen Seiten sondern zu Ehren von Kotta, der vor 200 Jahren Goethes ersten West-östlichen Diwan herausgab.)

 

Douglas A Howard: Das Osmanische Reich.

Fesselnder historische Bogen von den Anfängen über die Eroberung Konstantinopels bis zum Neubeginn durch Atatürk. Theiss-Verlag, Darmstadt 2018, 480 Seiten, 34 €

Can Dündar: Tut was! / Bir sey yap! Plädoyer für eine aktive Demokratie. Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe, Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2018, 80 Seiten, 8 €

 

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