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Juli - August 2021

Fatih goes online

Die Partnerschaft bot erfolgreich weitere Online-Vorträge an. Die Historikerin für orientali-sche Kunst Deniz Lamby zeigte am 15. Juni Einflüsse der Türkei auf die europäische Kunst und Kultur, Turquerie genannt. Lamby führte vom Eingang türkischer Kleider in die europäi-sche Kunstgeschichte im 15. Jh. über die Türkenmode in Frankreich und Sachsen um 1720 zu den eigentlich islamwidrigen Personenbildern. Im 18. Jh. hielten auch türkische Literatur, Musik und Kulinarik Einzug in Europa. Im 19. und 20. Jh. wurden dann orientalische Archi-tektur und Malerei in Europa aufgegriffen. Nicht zuletzt auch in dem leider nicht mehr existierenden Café Orient in Wiesbaden (unten links).

Der Istanbuler Geschichtsforscher Murat Dogan Yalcin beendete die erste Staffel unserer Reihe am 13. Juli mit einem Vor-trag über den Sitz der Sultane – den Top-kapi Palast in Fatih. Herrlich auf der Halb-insel Fatih gelegen besteht er aus vier Höfen mit staatlichen und privaten Gemä-chern, dem Harem und wertvollen Aus-stellungen.

Wir danken für das Interesse der bis zu 45 Teilnehmer und ihren Mut, das unge-wohnte Online-Format zu nutzen. Für den Herbst dieses Jahres überlegen wir eine Fortsetzung von „Fatih goes online“.

 

 

teilen. Ein zukünftiges Semesterthema könne die Nachhaltigkeit sein. Szostak erkennt das breite Engagement von Dreyfürst auch an ihrem Eintritt in den Vorstand unserer Partnerschaft. Dreyfürst möchte hier „an das Wirken ihres Vorgängers anknüpfen“ und ihren „Lebenstraum einer Reise nach Istanbul“ erfüllen.

 

Übrigens, wenn Sie mehr Aktuelles über die Kultur in Wiesbaden hören wollen, empfehlen wir Szostaks Blaue Stunde montags um 18 Uhr auf Radio Rheinwelle, UKW 92,5 KHz. Unter www.wiesbadener-kulturgespräche.de finden Sie auch Aufzeichnungen.

Zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt

Auf unserer Mitgliederversammlung 2021 am 27. Mai wurde der Vorstand turnusmäßig neu gewählt. Als Nachfolger für zwei Kollegen, die leider nicht mehr kandidierten, wählten die Teilnehmer einmütig Dr. Stephanie Dreyfürst, Direktorin der uns eng verbundenen Volks-hochschule Wiesbaden (vhs), als Beisitzerin und Lutz Schauerhammer, Vorsitzer der Dichterpflänzchen und langjähriger Organisator der Deutsch-Türkischen Poesiefestivals in Fatih und Wiesbaden, als Schriftführer.

 

Der Präsident dankte den abtretenden Kollegen herzlich für ihre Mitwirkung seit der Vereins-gründung 2012. Hartmut Boger hatte bereits vorher Reisen nach Fatih organisiert, zur Versammlung der Gründer eingeladen und viele weitere Beiträge geleistet. Er machte im Vor-stand Platz für seine Nachfolgerin in der aktiven Leitung der vhs. Mustafa Kücük-von Gruenewaldt vermittelte Kontakte zur türkischen Community, schuf unser Logo und pflegt unseren Internet-Auftritt. Er trat nicht mehr an, da er aus privaten Gründen an die Nordsee zog.

 

19 Mitglieder hatten sich getraut, an der erstmals online statt findenden Versammlung teil zu nehmen. Da diese Form nur durch ein befristetes Ausnahmegesetz erlaubt war, beschlossen sie, Online-Versammlungen durch eine Ergänzung der Satzung dauerhaft zu ermöglichen.

 

 

 

Mitglieder würdigen 100 Jahre Volkshochschule

Unsere Mitglieder Stephanie Dreyfürst und Hartmut Boger nahmen am 5. Juli im Radio Rheinwelle zum 100. Jubiläum der Volkshochschule (vhs) Stellung. Die neue Direktorin und der ehemalige Direktor der vhs wurden von unserem Mitglied Jutta Szostak interviewt.

 

Auf ihren Jubiläumsplakaten (links u. rechts) zeigt die vhs, wie stark sich Kleidung und Arbeitsmittel in 100 Jahren verändert haben. Die Ziele der vhs seien aber noch die gleichen, erklärte Dreyfürst. Das lange Bestehen will sie am 1.8. mit einer Festschrift feiern. Als sie ihr Amt 2020 übernahm, begann die Corona-Krise gerade. Wider Erwar-ten habe die Krise auch Vorteile gehabt: man erwartete nicht zu viel und half der neuen Direktorin gern. Sie führte die Semesterthemen wieder ein, die zeigen, dass die vhs auf der Höhe der Zeit ist. Das erste Thema, Verschwörungstheorien, sei allerdings „kontrovers angekom-men“. Neu sei der Post der Vorträ-ge auf Youtube. Zu den Kommen-taren hierzu nehme sie auch persönlich Stellung.

 

Boger blickte zurück auf die Geschichte. Die vhs sei 1921 zur „Volksbildung von unten“ durch Bürgertum und Arbeiterbewegung gegründet worden. Das erste Programm war gegliedert in die Abschnitte „Mensch in der Natur“, „Mensch in der Gesellschaft“ und „Mensch in der geistigen Welt“. Nach dem Verbot der vhs durch die Nazis 1933 war die Wiederöffnung durch Johannes Maaß 1946 nicht einfach. Aus seiner Amtszeit von 1989 bis 2016 hält Boger die Aufweckung des historischen Bewusstseins, die Vernetzung der vhs in der Stadt und den Bezug neuer Räume im Europaviertel 1996 für wichtig.

Auf Szostaks Frage nach der Zukunft nannte Dreyfürst ein Bespiel. Sie wolle, auch als Schreinerin, in der vhs das praktische Handwerk betonen. Auf die Frage, in welchem Holz sie die vhs abbilden würde, nannt sie Buche - oder besser Linde. Generell wolle sie die Zielgruppen Migranten und (Schul)Kinder sowie die politische, gesellschaftliche und kultu-relle Bildung stärken. Die Kooperationen mit dem Museum und anderen Kulturträgern in der Stadt sollen ausgebaut werden. Auf die Frage, ob Menschenrechte und Rassismus Themen seien, antwortete Dreyfürst „Ich bin Feministin und die vhs gendert.“ Und „Man soll rassisti-sche Worte nicht unbedacht weiter verwenden.“ Um hochkarätige Redner zu gewinnen, will sie Honorare mit Kooperationspartnern

 

Kurz notiert in Wiesbaden

Sorge um Pressefreiheit

Die Reporter ohne Grenzen haben die Pressefreiheit in Deutschland dieses Jahr von Rang 11 auf 13 abgestuft. Viele andere Länder liefern aber mehr Grund zur Sorge. In einer Video-Konferenz zum internationalen Tag der Pressefreiheit liess der Chefredakteur des Wiesbadener Kurier, Stefan Schröder, als Beispiele die Lagen in China und der Türkei erörtern. Er spielte auch ein Video von Can Dündar ab. Sieben unserer Mitglieder hörten interessiert zu.

Förderung der Social Media Kompetenz

Die Deutsch-Türkische Jugendbrücke hat ein Projekt gestartet, das die Kompetenz deutsch-türkischer Schulpartner in sozialen Medien im Internet fördert. Wir haben das Angebot an Wiesbadener Schulen weitergeleitet, die Kontakte zu Istanbul haben. Dazu zählen die IG-Schule Rheingauviertel, die Oranienschule, die Geschwister-Scholl-Schule, die Friedrich-Ebert-Berufsschule und das Gutenberg-Gynasium.

Seda Basay-Yildiz ausgezeichnet

Der Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage 2021 der Stadt Wiesbaden wurde an die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz verliehen. Sie hatte die Familie des Opfers Enver Simsek im Prozess gegen die rechtsterroristische Gruppe National-Sozialistischer Untergrund vertreten. Als Laudatorin forderte die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali den Rechtsstaat auf, das notwendige Vertrauen in seine Arbeit aufzubauen. Bis dahin brauche es wohl noch oft Menschen mit Zivilcourage wie Seda. Auch Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Parlamentschef Gerhard Obermayr würdigten Seda am 2. Juli im Kurhaus. Wir gratulieren. Der Wiesbadener Generaloberst Ludwig Beck hatte übrigens 1944 sein Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert.

Obermayr, Hayali,

Basay-Yildiz, Mende (v.l.)

Rathaus wieder offen

Unser Präsidium nutzte den seit Monaten ersten Arbeitstag des Ortsgerichtes, um den Antrag auf Ergänzung der Satzung für Online-Versammlungen beglaubigen zu lassen. Auch die restlichen Unterlagen zum Abschluss 2020 konnten sie im Rathaus abliefern. Dabei gingen sie nicht ohne eine Demonstration ihrer Zustimmung an dem Schild gegen Rassismus vorbei.

Kurz notiert in Istanbul

Istanbul impfte früher

Das Medjournal Wiesbaden berichtete am 16. Juni, dass die erste Massenimpfung gegen Pocken mit Lebendimpfstoff 1768 in Petersburg erfolgte. 1796 habe dann Edward Jenner entdeckt, dass auch Impfstoff aus Kuhpocken immun gegen Menschenpocken macht. Daher der Begriff Vaccination von lateinisch vacca, die Kuh. Allerdings berichtete Lady Montagu bereits 1714 von Massen-Inokulationen in Istanbul. Der Okzident lernte wohl vom Orient.

 

 

Neues Atatürk-Kulturzentrum

Am Taksim-Platz rückt ein Wunsch vieler Kulturlieb-haber in greifbare Nähe. Am 29. Oktober 2021 soll das Kulturzentrum wieder eröffnet werden. Das alte Opernhaus stellte der Architekt Tabanlioglu 1969 als damals viertgrößtes Kulturzentrum der Welt fertig. Die Hydraulik der Bühne kam übrigens von der deut-schen Firma Rexroth. In über 30 Jahren Betrieb nahmen Alterserscheinungen so stark zu, dass es abgerissen wurde. Nach langen Diskussionen wurde 2018 Architekt Murat Günsel mit der „Restaurierung nach dem Original“ beauftragt. Das neue Atatürk Kültür Merkezi erhält fünf Säle und eine Brunnen- Planzustand des Atatürk Kulturzentrums Passage mit feinen Geschäften und Restaurants.

 

 

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